Das Thema Nachhaltigkeit ist aktuell – fast ein Trendwort. Viele Menschen identifizieren sich mit dem Thema. Was aber bedeutet Nachhaltigkeit für mich als Person? Und wie kann ich meine Werte auf meine Arbeitswelt und Karriere übertragen?

Céline Rohlfsen und Julia Twachtmann bieten einen Rahmen an, um sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Die beiden Gründerinnen von Simply Impact haben den Onlinekurs Sustainable Career Compass entwickelt, der insbesondere junge Berufseinsteiger*innen dabei unterstützt, Antworten zu finden.

Seit ich aktiv in der Gründer*innenszene Bremens unterwegs bin, begegnen mir immer wieder Céline und Julia. Anfang 2021 haben sie ihr Start-up Simply Impact gegründet und verstehen sich als Schnittstelle zwischen Nachhaltigkeit und Persönlichkeitsentwicklung.
Foto: Marike Elwers

Digitales Karrierecoaching mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit

Mit ihrem digitalen Karrierecoaching geben sie den Rahmen und die Struktur, die eigenen Werte zu identifizieren, diese mit Leben zu füllen und für die eigene Karriere zu übersetzen. Die Teilnehmenden ihres siebenwöchigen Onlinekurses Sustainable Career Compass werden durch entsprechende Inhalte, Fragen und Aufgaben in der Umorientierung unterstützt – immer mit dem Ziel, sich den eigenen Werten entsprechend beruflich weiterzuentwickeln.

Mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit hat Simply Impact für sich eine Marktlücke entdeckt. Das passt gut in die Zeit und spricht mich so sehr an, dass ich mal genauer von ihnen hören wollte, wie das aussieht.

Foto: Marike Elwers

Warum heißt ihr Simply Impact?

Julia: Wir wollen Nachhaltigkeit zugänglicher machen. Häufig ist das Verständnis davon komplex. Wir wollen den Zugang vereinfachen und Nachhaltigkeit einfacher machen. Jede*r kann und darf Teil daran haben. Wir können damit jetzt sofort anfangen. Daher das Simply.

Céline: Und dann wollten wir noch eine ganz klare Vorwärtsbewegung mit reinbringen. Wir wollen etwas bewegen. Und so kam dann das Wort Impact dazu. Beim Kaffeetrinken am Schreibtisch kamen wir plötzlich auf die Idee. Daraufhin sind wir spazieren gegangen. Und ich weiß noch, wir standen an einer Straßenecke in der Sonne und es hat sich irgendwie richtig angefühlt.

Was ist eure Mission?

Céline: Vielen Menschen unserer Generation ist es ein starkes Anliegen, nachhaltig zu handeln. Es ist aber so wenig definiert, was das heißt. Als Konsument*in gibt es ein paar Kriterien dazu, die aber auch stark reduziert sind, weil der Mensch es gerne einfach haben möchte und gerne im schwarz-weiß denkt. Beispielsweise Plastik ist schlecht und Bio-Baumwolle ist gut. So einfach ist das nicht.

»Wo es aber vor allem an Anleitung fehlt, ist auf der Arbeitsseite, wo wir gefühlt die andere Hälfte unseres Lebens verbringen. Es ist nicht definiert, was es heißt, nachhaltig zu handeln im Job.«

Céline Rohlfsen Co-Founder Simply Impact

Julia: Ich habe etwas in Richtung Nachhaltigkeit studiert und festgestellt, dass eine Brücke fehlt, um danach zu handeln. Bloß weil ich Wissen habe, heißt es nicht, dass ich es anwenden kann. Es gibt in der Theorie unglaublich viele verschiedene Definitionen, die alle fachlich korrekt sind und trotzdem ist überhaupt nicht übersetzt, was das mit mir zu tun hat. Sowohl im Alltag als auch bei der Arbeit. Und genau da sind wir die Brückenbauerinnen, um diese Übersetzung zu schaffen.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für euch?

Julia: Die gängigste Definition von Nachhaltigkeit ist die Brundtland-Definition und die sagt, dass eine nachhaltige Entwicklung eine Entwicklung ist, in der wir unsere Ressourcen so nutzen, dass wir die Ressourcen zukünftiger Generationen nicht negativ beeinflussen.

Für uns hat Nachhaltigkeit dabei vier Säulen. Nachhaltigkeit im sozialen Bereich, im ökologischen Bereich, im ökonomischen Bereich und dann gibt es noch die persönliche Nachhaltigkeit. Wie gehen wir mit unseren eigenen Ressourcen um? Wenn wir unsere Ressourcen und Energie managen, unser Netzwerk und unser Wissen einsetzen, dann haben wir einen positiven Effekt auf die anderen drei Ebenen von Nachhaltigkeit.

Foto: Marike Elwers

»Wir wollen ein positives Verständnis von Nachhaltigkeit ausdrücken.«

Julia Twachtmann Co-Founder Simply Impact

Céline: Wir wollen Nachhaltigkeit leichter und spaßiger machen. Es soll nicht als ein Muss empfunden werden, sondern ein Gemeinschaftsgefühl auslösen, begeistern und inspirieren.

Und das ist zumindest nach unserer Erfahrung der leichtere Weg, um mehr Menschen zu mobilisieren. Im ersten Schritt, sich überhaupt mit Nachhaltigkeit zu befassen und im nächsten Schritt ins eigene Leben zu integrieren.

Wie wichtig ist es Nachhaltigkeit für sich selber zu definieren?

Julia: Wir sind der Überzeugung, dass Nachhaltigkeit erst dann in Handlungen passieren kann, wenn man versteht, was das mit einem selber zu tun hat. Das ist ein wichtiger Schritt bei unserem Onlinekurs Sustainable Career Compass. Es braucht eine ganze Weile, bis man für sich definieren kann, was Nachhaltigkeit oder auch Impact bedeutet. Da spielen persönliche Werte und Erfahrungen rein, Erlebnisse, Prägungen und auch das eigene Wissen zum Thema Nachhaltigkeit.

»Wir stärken unsere Teilnehmenden darin, den Mut zu haben, mit der eigenen Definition von Nachhaltigkeit sichtbar zu werden. Nachhaltigkeit ist keine Bewegung, die eine Person alleine stemmen könnte.«

Julia Twachtmann Co-Founder Simply Impact

Céline: In Woche 3 unseres siebenwöchigen Onlinekurses definiert jede teilnehmende Person, was Nachhaltigkeit für sie bedeutet. Und dann kommen wir mit unseren Definitionen zusammen. Für dich hat das Thema Nachhaltigkeit vielleicht eine ganz starke blaue soziale Einfärbung. Für eine*n andere*n Teilnehmer*in hat Nachhaltigkeit aber viel mehr eine grüne ökologische Einfärbung. Und so ergänzen wir uns miteinander zu einem bunten Blumenstrauß und schaffen eine ganzheitliche Betrachtung auf das Thema Nachhaltigkeit.

Foto: Marike Elwers

Mich überwältigt Nachhaltigkeit oft. Die Herausforderungen sind so groß, dass ich teilweise erstarre und aus Angst, etwas falsch zu machen, nichts tue. Habt ihr einen Tipp, wie ich damit umgehen kann?

Céline: Das Thema Nachhaltigkeit ist schnell sehr emotional aufgeladen und dann wirkt es fast einschüchternd. Man denkt nicht genug zu wissen, um an einer Diskussion teilzunehmen, obwohl man genügend weiß, um Fragen zu stellen und Ideen einzubringen. Es ist häufig der erste Schritt, den Mut zu haben, teilzuhaben und teilzunehmen.

»Impact comes from action. Und das darf ganz klein sein am Anfang. Aber Hauptsache, es bewegt sich etwas in die richtige Richtung.«

Julia Twachtmann Co-Founder Simply Impact

Julia: Zu lernen, nachhaltig zu handeln, hat Auswirkungen auf mehreren Ebenen. Bei einem selbst, bei den anderen, die es mitbekommen, bei wiederum anderen, die das nachmachen etc. Sobald man sich bewusst ist, dass man Vorbild ist, fühlt man sich direkt selbstwirksamer.

Foto: Marike Elwers

Ihr hört euch immer so positiv an, wenn ihr über Nachhaltigkeit redet.

Julia: Die Herausforderungen sind nicht einfach und es kann auch mal einen Tag geben, an dem man sich überwältigt fühlt und nichts klappt. Das ist total in Ordnung. Es ist aber wichtig, nicht nur loszulaufen und dann überwältigt von der Größe des Problems zu sein. Sondern auch zuzulassen, dass man den Weg genießen darf.

Céline: Genau, du kannst genießen und hast aber gleichermaßen auch Herausforderungen. Und das machen wir mit Simply Impact in einer internationalen Community, wo wir sagen Du bist nicht alleine damit, sehr viele Menschen laufen in die gleiche Richtung.

»Wir laden ein, mit auf die Reise zu kommen. Wir müssen alle etwas tun, also können wir das auch miteinander machen.«

Céline Rohlfsen Co-Founder Simply Impact

Wir können Nachhaltigkeit sowieso nur miteinander erreichen. Also lass uns das doch auf gewinnbringende Art und Weise machen, die Spaß macht, die Power hat, die vielleicht mal hier und da jemand ein Stück weit trägt und Türen öffnet. Wir wünschen uns ein kollaboratives Miteinander. Das ist uns sehr wichtig.